© Chris Melzer New York Mai 2010
A Glorious Burden
The American Presidency
1789 bis 1797
George Washington
1732 bis 1799
Er ist auf dem wichtigsten Schein und der wichtigsten Münze und
war auf der ersten Briefmarke. Sieben Berge, acht Flüsse, zehn
Seen, 33 Countys, 121 Städte und ein ganzer Staat wurden nach
ihm benannt: George Washington, der Gründungsvater der USA.
Er war „erster im Kriege, erster im Frieden und erster in den
Herzen seiner Landsleute“, wie es Henry Lee, Offizier und
Gouverneur von Virginia, ausdrückte. Immerhin wagte er es, mit
einem zusammengewürfelten Haufen unerfah-rener Siedler eine
Weltmacht herauszufordern. Ohne den preußischen Hauptmann
von Steuben, der aus dem Haufen eine Armee machte, und dem
französischen König, der den Rebellen etwas Weltmacht verlieh,
wäre der Husarenstreich zwar kaum gelungen. Aber letztlich hielt Washington durch
– der Sieg war dann fast sekundär.
Washington stammte aus einer angesehenen, aber nicht gerade
reichen Familie. Der Landsitz des Mannes, der gegen die Eng-
länder kämpfte, war ausgerechnet nach einem britischen Offizier
benannt - Mount Vernon. Denn Washingtons Halbbruder Law-
rence hatte unter Admiral Edward Vernon am “Krieg um Jenkins
Ohr” teilgenommen, einen dreijährigen Kolonialkrieg Englands
gegen Spanien, der sich am von einem Spanier abgeschlagenen
Ohr des englischen Handelskapitäns Robert Jenkins entzündete.
Vernon wurde wegen seines Grogram-Mantels “Old Grogg”
genannt. Als er, erbost über die Trunkenheit an Bord, den Rum mit
Wasser strecken ließ, nannte die Mannschaft das ungeliebte Getränk einfach “Grog”.
Das bekannte Bild, das man auch vom Dollarschein kennt, trügt.
Washington hatte kein so breites Kinn, doch als er gemalt wurde,
hatte er gerade ein neues Gebiss – übrigens im Gegensatz zur
Legende nicht aus Holz. Statt dessen verwendete man Walknochen
oder, heute kaum vorstellbar, die Zähne anderer Menschen.
Washington litt fast sein ganzes Leben unter Zahnschmerzen. Ihm
wurde der Hang der damaligen Eliten zum Zucker zum
Verhängnis. Nachdem Jahrtausende nur mit teurem Honig gesüßt
werden konnte, gab es plötzlich in Europa die Zuckerrübe und vor
allem Kolonien, in denen Zuckerrohr angebaut werden konnte. Der Virginier verlor
vom 25. Lebensjahr an jedes Jahr einen Zahn.
Verheiratet war er mit Martha Dandrige Custis. Es
war mehr eine Vernunft-, man könnte auch sagen
Geldheirat mit der ein Jahr älteren Witwe. Aber sie
war eine der reichsten Frauen Virginias und wenn
die Ehe schon nicht durch Liebe, dann war sie doch
durch tiefe Freundschaft und Respekt
gekennzeichnet. Das Haus der Witwe, in das er
einzog, nannte man in der Umgebung damals
übrigens das Weiße Haus.
Washington zog sich nach dem Krieg auf seinen Landsitz Mount
Vernon am Potomac zurück, wurde aber bald gerufen, weil sich die
erste Verfassung der USA als unbrauchbar herausgestellt hatte.
Also führte der Farmer aus Virginia die verfassungsgebende
Versammlung in Philadelphia, bevor er sich abermals nach Mount
Vernon zurückzog. Doch wer kam für die Ausübung der geballten
Macht des neuen Präsidentenamtes besser in Frage als
Washington? Also folgte er ein drittes Mal der Pflicht und wurde
Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Um zur Amtseinführung zu
gelangen, musste er sich Geld borgen.
Washington wurde in New York vereidigt, da, wo heute die Börse der
Wall Street ist. Das alte State Capitol steht noch und ist ein Museum,
sieht baer ganz anders aus als im April 1789. Einen obersten
Bundesrichter gab es damals noch nicht, also nahm der erste Richter des
Staates New York, Robert Livingston, dem Amtseid ab. Washington fügte
vier kurze Wörter, gerade einmal elf Buchstaben, hinzu, die künftig in
praktisch allen westlichen Demokratien selbstverständlich wurden: „So
help me god!“
Als Präsident war er den weltlichen Dingen etwas entrückt, griff aber
notfalls auch hart durch. So schickte er Soldaten gegen mehrere
Rebellionen von Männern, die nach dem englischen George nun den
amerikanischen als Feind ansahen, gegen den es sich zu empören galt.
Er versuchte sich aber stets, eine gewisse Überparteilichkeit zu wah-ren,
auch wenn er eindeutig den Föderalisten unter seinem früheren
Adjutanten Alexander Hamilton zuneigte. Natürlich wurde er
wiedergewählt. Seine zweite Amtseinführungsrede war gerade 133
Wörter lang - die kürzeste von allen bisher. Nach zwei Amtszeiten entsagte er der
Macht. Nur zwei Jahre später starb er in Mount Vernon, gerade 67 Jahre alt. Als die
Meldung von seinem Tod Europa erreichte, ordnete ein Staatsmann zehn Tage
Staatstrauer an: Napoleon Bonaparte.
Als Präsident hat George Washington ohne Frage große Quali-
täten bewiesen – vielleicht mehr als als General. Doch die
Verehrung der skeptischen, Macht misstrauenden Ameri-
kaner hat er auf andere Weise erworben: Drei Mal hat er die
gesamte Macht in Händen gehalten, als General, als Verfas-
sungsgeber und als Präsident. Dreimal hat er die Verant-
wortung übernommen, doch die Stellung niemals missbraucht
und sich nicht bereichert. Und drei Mal hat er sofort nach
getaner Arbeit wie einst Lucius Quinctius Cincinnatus das
Schwert beiseite gelegt und wieder den Pflug genommen.
Dass er dreimal die Macht übernahm, ist beeindruckend. Dass
er dreimal trotz des Drängens seiner Zeit Macht wieder abgab,
ist die eigentliche historische Leistung George Washingtons.
George Washington
22. Februar 1732, Westmoreland County, Va.
Pflanzer, Offizier
Episkopalisch
Virginia
1759 Martha Dandridge Custis [1732 bis 1802]
John Custis [1754 bis 1781] und
Martha Custis [1755 bis 1773] (Stiefkinder)
keine / Föderalisten
57
30. April 1789 in New York
4. März 1797 in Philadelphia
zwei
14. Dezember 1799 in Mount Vernon, Virginia
Anwesen in Mount Vernon, Virginia
Name:
Geboren:
Religion:
Beruf:
Bundesstaat:
Ehefrau:
Kinder:
Partei:
Alter bei Eid:
Inauguration:
Amtsabschied:
Amtszeiten:
Gestorben:
Grab: