© Chris Melzer New York Mai 2010 A Glorious Burden The American Presidency 1841    William Henry Harrison 1782 bis 1841 William Henry Harrison war der letzte "Brite" im Weißen Haus. Er war nicht nur noch in  Amerika geboren, als es noch Kolonie war, er hatte auch den Unabhängigkeitskrieg  hautnah miterlebt. Als er acht Jahre alt war, überfielen britische Soldaten die Plantage  seiner Eltern, stahlen Möbel und töteten Vieh und machten sich mit Pferden und Sklaven  davon. Die Familie, Vater Harrison hatte fünf Jahre zuvor die Unabhängigkeitserklärung  mit unterschrieben, war zuvor geflohen, doch das Ereignis prägte sein Leben. Hinzu kam,  dass die britische Einheit von Benedict Arnold geführt wurde. Der kämpfte erst unter  Washington, lief dann aber zu den Briten über. Sein Name ist noch heute in den USA das  Synonym für Verräter. Harrisons Vater war ein angesehener Mann in Virginia und Anfang der achtziger Jahre  des 18. Jahrhunderts sogar Gouverneur des jungen Staates. Er verteidigte die Sklaverei -  im Gegensatz zu seinem Sohn, der den Quäkern zuneigte und die Sklaverei ablehnte. Der  junge Harrison studierte anfangs Medizin, wurde aber nach dem Tod seines Vaters  Soldat. Die USA waren kaum geboren und hatten den Krieg mit England beendet, da  führten sie schon den nächsten, gegen die Indianer. Harrison diente unter General  Wayne, der den Beinamen "Mad Anthony" trug. Den hatte er sich im  Unabhängigkeitskrieg erworben, als er durch gewagte Vorstöße immer wieder Siege  erringen konnte. Ein Desaster war allerdings sein Vorstoß nach Kanada, der von den  Briten leicht abgewiesen wurde. Befehlshaber der Amerikaner war allerdings nicht er,  sondern General Benedict Arnold - damals noch auf Seiten der Amerikaner. Doch so verrückt war "Mad Anthony" gar nicht und Harrison lernte viel von ihm. Und  1795 gehörte ein junger Leutnant namens Harrison schon zu den Unterzeichnern des  Vertrages von Greenville. Das Papier besiegelte die Niederlage der Indianer in der  Region, die das Land im tausch gegen Waren im Wert von 20 000 Dollar abtraten. Aus  dem land formte sich später der Staat Ohio, der Harrisons politische Heimat werden  sollte. Genauso bestimmten die Indianer fortan sein Leben - zumeist nicht im positiven  Sinne. Im Jahr 1795 wollte Harrison Anna Symmes heiraten.  Doch ihr Vater, ein bekannter Richter, lehnte Harrison  ab. Und jetzt wird es romantisch: Der junge Offizier  wartete, bis der alte Richter dienstlich verreist war und  brannte mit seiner Anna durch. Der Schwiegervater,  vor vollendete Tatsachen gestellt, willigte schließlich  doch noch ein und kaufte dem Paar sogar ein Stück  Land, weil er fürchtete, er könne sie nicht versorgen.  Beide blieben bis zu Williams Tod verheiratet, sie  schenkte ihm zehn Kinder. Sechs von ihnen erlebten  schon die Amtseinführung des Vaters nicht mehr mit,  acht der zehn starben vor ihrer Mutter. Die  Kindersterblichkeit damals war enorm hoch. Kaum ein  Präsident vor dem ersten Weltkrieg hatte nicht ein, oft  mehrere tote Kinder zu beklagen. Nicht selten starben  die Mütter gleich mit. Bei den Harrisons ist hingegen  interessant, dass kein Kind bei oder in den Wochen  nach der Geburt starb. Außer dem kleinen James, der  fünf Jahre alt wurde, erreichten alle anderen das  Erwachsenalter, starben dann aber mit Anfang  Zwanzig bis Mitte Dreißig. Die großen Erfolge in der Medizin eines Louis Pasteur, eines  Robert Koch, eines John Snow, eines Rudolf Virchow oder eines Alexander Flemming  standen noch aus. Harrison hatte in Ohio seine Heimat gefunden. Er stieg als junger Mann zu den  geachteten Persönlichkeiten des Territoriums auf - ein Staat war es noch nicht - galt als  erfahrener Frontier Man und verdiente gutes Geld mit Pferdezucht. Bei der Wahl zum  Kongress setzte er sich gegen den Sohn des Senators durch und fand in Washington  gefallen an der Politik. Sein "Harrison Land Act" erleichterte den Grunderwerb im  Nordwesten und führte zu einer raschen Besiedelung. Für das Territorium, heute die  Staaten Indiana, Illinois, Michigan, Wisconsin und der Osten von Minnesota, berief John  Adams ihn zum Gouverneur - ohne ihn zu fragen. Der kluge Harrison versicherte sich  erst bei den Jeffersonians, dass sie ihn nach einem Wahlsieg nicht auswechseln würden,  dann nahm er an. Als Gouverneur war es Harrisons Aufgabe, das Land zu besiedeln. Deshalb sprach er sich  jetzt auch für die Sklaverei aus, weil das Gebiet nur so kultiviert werden könne. Präsident  Jefferson, der immhin selbst Sklaven hatte, arbeitete gegen ihn und unterstützte  Kirchengruppen, die gegen eine Ausweitung der Sklaverei auf das Gebiet kämpften.  Harrison verlor schließlich. Erfolgreicher war er bei den Indianern. Zumeist konnten die  Probleme mit Versprechungen, Vergünstigungen und Verträgen gelöst werden. Selten  musste Gewalt her. Das änderte sich 1810 durch den Stammesverbund, den Tecumseh und Tenskwatawa  ("der Prophet") bildeten. Sie forderten Harrison auf, den Landverkauf rückgängig zu  machen, aber das kam für den Weißen nicht in Frage. Um Stärke zu zeigen marschierte er  1811 mit einer Abteilung gegen die Shawnee, ließ sich aber von deren Kriegern am Fluss  Tippecanoe überraschen. Harrison konnte die Lage doch noch wenden und gewann die  Schlacht. Aber obwohl er sich überraschen ließ und die angreifenden Indianer in der  Minderheit waren, galt er fortan als "Old Tippecanoe". Zwei Jahre später besiegte er die  verbündeten Briten und Indianer am Thames River. Tecumseh fiel dabei. Obwohl er  dreimal so viel Mann hatte wie der Gegner, steigerte der Sieg seine Popularität weiter.  Nach dem Krieg war Harrison zunächst Congressman, dann State Senator, verlor die  Wahl zum Gouverneur und wurde schließlich 1828 Gesandter von Präsident Adams in  Kolumbien. Schon ein halbes jahr später, unter der neuen Regierung Jackson, wurde er  zurückgerufen. Doch die kurze Zeit genügte, um das Bild des Nordamerikaners von  Lateinamerika und Lateinamerikas von Nordamerika zu prägen. Für ihn war Kolumbien  Anarchie und er fürchtete, aus dem Freiheitskämpfer Simon Bolivar könne ein Diktator  Bolivar werden. Der antwortete mit dem berühmten Zitat: "Die Vereinigten Staaten  scheinen von der Vorsehung dafür bestimmt zu sein, Amerika mit Pein zu schlagen im  Namen der Freiheit." Harrison mochte Jackson nicht. Er schätzte eher Adams junior und so ging er in die  Whig-Partei. Die lehnte ihren Namen an der englischen Partei an, die die Macht des  Königs zügeln wollte. Das gleiche wollten sie mit dem macht von King Andrew tun, denn  Jackson sahen sie nicht als Garanten, sondern als Zerstörer der Demokratie. Die Partei  wollte Schutzzölle, eine bessere Infrastruktur und mehr Geld für die Streitkräfte. 1836  versuchte die Partei, mit mehreren  Spitzenkandidaten - einer davon Harrison  - die Stimmen so zu teilen, dass kein  Kandidat, auch nicht der bisherige  Vizepräsident Van Buren, genug  Wahlmänner bekam. Dann hätte der  Kongress entscheiden müssen und zwar,  kalkulierten die Whigs, für einen Whig.  Doch Pennsylvania kippte um, Van Buren  bekam genug Stimmen. Vier Jahre später wiederholte sich das  Duell. Van Buren war zwar jetzt Präsident,  damit aber auch verantwortlich für die  "Panic of ‚37", eine Konjunkturkrise. Harrison war hingegen einziger Whig-Kandidat und  ein Kriegsheld noch dazu. Die Gegner sagten, man solle Harrison einfach rückwärts  lesen: "No Sirrah!", "Nein, Sir"; den wollen wir nicht. Der alte Mann sollte lieber vor  seinem Blockhaus sitzen und Cidre trinken. Die Whigs antworteten, in dem sie Cidre-  Flaschen verteilen ließen mit einer Blockhütte auf dem Etikett. Mit seinem "Running Mate" John Tyler warb Harrison für "Old Tippecanoe and Tyler  too". Und es gelang. Mit bei der Wahl 68 Jahren wurde Harrison der älteste Präsident,  den die Amerikaner lange hatten. Erst Ronald Reagan war 140 Jahre später zwei Jahre  älter. Dennoch sollte Vitalität bewiesen werden. Also ritt der General zur Amtseinführung, statt  die bequeme Kutsche zu wählen. Trotz des spätwinterlichen Wetters hielt er die mit  zweieinhalb Stunden längste Inaugurationsrede in der Geschichte der USA ohne Hut und  Mantel. Ein Fehler: Schon am Abend war Harrison schwer krank, einen Monat später tot. Immerhin reichte es noch für ein Photo und damit war Harrison der erste im Amt  photographierte Präsident. Andrew Jackson nannte seinen Nachnachfolger einen  "blödsinnigen Führer".  Harrison hat praktisch nie regiert, er war ja gleich nach seiner  Amtseinführung bettlägerig und oft nicht ansprechbar. Das Ereignis gebar den "Fluch des  Tecumseh". Demnach würden alle amerikanischen Präsidenten, die in einem Jahr mit  einer Null am Ende gewählt werden, im Amt sterben. Wir werden sehen, ob dies  tatsächlich der Fall war.  William Henry Harrison 9. Februar 1773 in Charles City County, Virginia Episkopalisch Offizier Ohio 1795 Anna Tuthill Symmes [1775 bis 1864] Elizabeth Bassett [1796-1846] John Cleves Symmes [1798-1830] Lucy Singleton [1800-1826] William Henry [1802-1838] John Scott [1804-1878]  Benjamin [1806-1840] Mary Symmes [1809-1842] Carter Bassett [1811-1839]  Anna Tuthill [1813-1865] James Findlay [1814-1819] Whig 68 4. März 1841 in Washington 4. April 1841 in Washington durch Tod eine 4. April 1841 in Washington Harrison Memorial State Park, North Bend, ohio Name: Geboren: Religion: Beruf: Bundesstaat: Ehefrau: Kinder: Partei: Alter bei Eid: Inauguration: Amtsabschied: Amtszeiten: Gestorben: Grab: Mit Harrison starb zum ersten Mal ein Präsident im Amt. Er hatte sich bei der Amtseinführung zu viel zugemutet und war 31 Tage später tot. Der einzige Tag, an dem Harrison wirklich Präsident war. Zur Amtseinführung ritt er noch. Der zweitälteste und der kurzzeitigste Präsident der USA: William Henry Harrison