© Chris Melzer New York Mai 2010 A Glorious Burden The American Presidency 1889 bis 1893    Benjamin Harrison 1833 bis 1901 Der Name kommt bekannt vor? Richtig, der Großvater war der, der sich bei seiner  Amtseinführung den Tod holte. Dessen Vater Benjamin hatte übrigens die  Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet und ein anderer direkter Vorfahr,  Thomas Harrison, hatte bereits 1649 etwas unterschrieben: Das Todesurteil gegen  Karl I., König von England und Schottland. Benjamin nun hatte sich im Bürgerkrieg wegen großer Tapferkeit vom Leutnant bis  zum General hochgedient. In den Wahlkampf zog er mit dem Lied "Grandfather´s  Hat fits Ben". Das Dumme war nur, dass Großvater den Hut ja gar nicht aufgehabt  hatte, als er ihn am dringendsten gebraucht hätte. Bei der Präsidentschaftswahl  1888 gab es erhebliche Unregelmäßigkeiten wie etwa Stimmenkauf - aber das war  zu der Zeit fast üblich. Dennoch bekam Harrison weniger Stimmen beim "popular  vote" als Amtsinhaber Cleveland, aber im "electoral college", in dem der Präsident  letztlich gewählt wird, hatte er doch mehr Stimmen.  Ein seltener Fall, der aber immer wieder auftritt. Dabei ist das amerikanische  Wahlsystem nicht so kompliziert, wie von Ignoranten oft behauptet. Es gilt nur  eines zu Bedenken: Nicht die Bürger wählen den Präsidenten, sondern die Staaten.  Und wenn sich Staat X für Kandidat Blau entschieden hat, dann bekommt  Kandidat Rot aus diesem Staat nicht eine Stimme. So kann es, wenn auch selten,  passieren, dass ein Kandidat mit etwas weniger Stimmen gewinnt.  Während seiner Präsidentschaft wurde der erste Weihnachtsbaum im Weißen  Haus aufgestellt. Um frische Milch trinken zu können, schaffte Harrison extra eine  Kuh an. "Sukey" versorgte fortan das Weiße Haus. Mit anderen Tieren hatte er  weniger Glück: Bei einem Jagdausflug in Maine wollte Harrison einen Waschbären  jagen. Dummerweise erlegte er ein Hausschwein. Noch eine Neuigkeit hatten die  Harrisons im Weißen Haus, man begann elektrisches Licht zu brennen. Doch die  Angst vor dem unbekannten Strom ließ die Familie vor den Schaltern  zurückschrecken. Und so schliefen die Harrisons zuweilen lieber bei  eingeschaltetem Licht. Für die USA war Harrison kein Gewinn. Einige  Tarifgesetze bleiben in Erinnerung und das Massaker am  Wounded Knee, das den letzten Widerstand der Indianer  brach. Ansonsten gilt, dass Harrison jr. noch erfolgloser  war als sein Großvater - und der war nach 31 Tagen  gestorben. Seine Partei bemühte sich zwar um eine Wiederwahl,  Harrison selbst führte 1892 aber keinen Wahlkampf. Er  kümmerte sich um seine an Tuberkulose erkrankte Frau.  Nur zwei Wochen vor der Wahl starb Carrie, drei Wochen  nach ihrem 60. Geburtstag. Harrison heiratete gut drei  Jahre nach seinem Abschied aus dem Amt  wieder, die  Witwe Mary Dimmick. Fünf Jahre später starb er mit 67  Jahren in Indianapolis. Nicht nur der Urgroßvater (Unabhängigkeitserklärung), der Großvater (Präsident)  und er selbst (Präsident) gerieten in die Schlagzeilen, auch sein Vater, der als  einziger Mensch Sohn und Vater von US-Präsidenten war. Dieser John Scott  Harrison sorgte allerdings nach seinem Tode für Aufregung. Seine Leiche wurde  von Grabräubern ausgegraben und an das Ohio Medical College in Cincinnati  verkauft. Das kam nicht selten vor und so mancher Medizinstudent lernte an einem geklauten Leichnam. Deshalb wurde Harrisons Grab mit Steinen beschwert und  regelmäßig bewacht. Als von einem Grab nebenan eine Leiche gestohlen wurde,  fuhren ein Freund des Verstorbenen und Harrisons Sohn - ein Bruder des späteren  Präsidenten - ins College. Dort fanden sie aber nicht die gesuchte Leiche, sondern  die von Vater Harrison, an einem Seil hängend. Die Entdeckung der nackten Leiche  des Kongressangeordneten Harrison löste einen Skandal aus. Übrigens schaffte es auch Harrisons Sohn in die Schlagzeilen, wieder unangenehm.  John Cleves Symmes Harrison war allerdings nicht Opfer, sondern Täter. Präsident  Andrew Johnson hatte ihm eine Stelle bei der Vincennes Land Office in Indiana  verschafft. Er flog, weil er 12 000 Dollar - damals ein kleines Vermögen -  unterschlagen hatte. Benjamin Harrison 20. August 1833 in North Bend, Ohio Presbyterianer Jurist Ohio 1853 Caroline Lavinia Scott [1832 bis 1892] 1896 Mary Scott Lord Dimmick [1858 bis 1948] Russel Benjamin [1854-1936] Mary Scott [1858-1930] unbenanntes Mädchen [1861] Elizabeth [1897-1955] Republikaner 55 4. März 1889 in Washington 4. März 1893 in Washington eine 13. März 1901 in Indianapolis, Indiana Crown Hill Cemetery, Indianapolis, Indiana Name: Geboren: Religion: Beruf: Bundesstaat: Ehefrau: Kinder: Partei: Alter bei Eid: Inauguration: Amtsabschied: Amtszeiten: Gestorben: Grab: Harrison kam aus einer Politikerdynastie. Mit ihm riss die lange Tradition aber ab. Ein Familienmensch? Gewiß. Als Präsident hat er aber keine tiefen Spuren hinterlassen.