© Chris Melzer New York Mai 2010 A Glorious Burden The American Presidency 1901 bis 1909    Theodore Roosevelt 1858 bis 1919 "Nicht dieser verdammte Cowboy im Weißen Haus!", rief  Senator Mark Hanna empört, als er davon erfuhr, dass  Theodore Roosevelt Präsident der Vereinigten Staaten wurde.  Er ist bis heute der jüngste, der dieses Amt je hatte (mit 42  war er ein Jahr jünger als Kennedy), hatte aber dennoch  schon eine bewegte Vergangenheit. Als Sohn eines New  Yorker Geschäftsmannes war er in der Welt herumgekommen  und sprach sogar etwas deutsch und französisch. Als Teenager  hatte er die Pyramide von Gizeh erklommen. Eines der  schwersten Daten im an Schicksalsschlägen reichen Leben des Theodore Roosevelt war der 14. Februar 1884. An diesem Tag  starben seine Mutter und seine Frau Alice, beide im selben Haus. Seine Mutter  erlag im Alter von 48 Jahren an Typhus, seine Frau einer anderen Krankheit. Sie war gerade 22 Jahre alt. Es war der vierte Jahrestag ihrer Verlobung.  In der Politik galt er als konsequent und machte sich als  Polizeichef von New York durch ein rigides sonntägliches  Alkoholverbot viele Feinde. Doch McKinley berief ihn als  Marineminister in sein Kabinett. Das Amt legte er im Krieg  mit Spanien nieder und stellte seine eigene Kavallerieeinheit  auf, die "Rough Riders". Im Krieg hatte er immer sechs Paar  Brillen bei sich. McKinley nutzte die Popularität des Kriegshelden und machte ihn in der zweiten  Amtszeit zum Vizepräsidenten. Als er schließlich Präsident wurde, krempelte  Roosevelt die USA und die Welt um: Die Arbeit-  nehmerrechte wurden gestärkt und den "Trusts",  also den Monopolen, der Kampf angesagt. Ein  unabhängiges Beamtentum wurde ebenso  etabliert wie die erste Umweltschutzpolitik der  Welt. Er empfing den ersten Schwarzen im  Weißen Haus, den Bürgerrechtler Booker T.  Washington. Er fuhr nach Panama und machte so die erste Auslandsreise eines  Präsidenten - da waren die USA schon 130 Jahre alt. Und er war der erste  Präsident, der in einem U-Boot fuhr. Aber er reagierte auf das Chaos und europäische Einmischung in  Lateinamerika auch mit einer imperialistischen Politik. Dass er  auch ein kluger Diplomat war, bewies er, als er den Frieden  zwischen Russland und Japan aushandelte. Dafür bekam er im  Jahr 1906 als erster Amerikaner den Friedensnobelpreis. Mit der  Ehrung verbunden war ein Preisgeld von 36 735 Dollar. Auch  wenn die Inflation nicht außer Acht gelassen werden sollte -  Obama bekam 2009 immerhin fast 1,5 Millionen Dollar. Unter  "TR" entwickelte sich übrigens etwas, wovon FDR, JFK, LBJ und  andere ganz gut lebten: Die Nutzung der Initialen in der Zeitung.  Maxwell House Coffee wirbt noch heute mit dem Spruch  "It´s good to the last drop". Das war ein Zitat Roosevelts,  das die Werber dankbar aufgriffen. Auch andere  Getränke nahm er zu sich, als aber der Herausgeber des  "Iron Age" Roosevelt einen Trunkenbold nannte, wurde  er von ihm verklagt. Roosevelt bekam Recht und eine  Entschädigung zugesprochen: Sechs Cent. Selbst damals nicht viel Geld Roosevelt war der jüngste und damit einer der wenigen  Präsidenten, der Kinder im Weißen Haus zu erziehen hatte. So  musste Sohn Quentin bestraft werden: Der Bengel hatte  durchgekaute Papierkügelchen per Blasrohr auf das Portrait  von Thomas Jefferson gepustet. Edith Kermit Roosevelt, seine  zweite Frau, hatte mehrere Haustiere, die sie nach deren Tod  im Garten des Weißen Hauses begrub. Als die Familie 1909  auszog, ließ sie die Kadaver exhumieren und auf dem  Familienanwesen Sagamore Hill bei Oyster Bay auf Long  Island beisetzen Roosevelt war als Junge kränklich und hatte Asthma. Vielleicht  versuchte er auch deshalb ständig, sich zu beweisen. Er war ein  begeisterter Jäger, zäher Soldat und harter Westmann.  Jahrelang - nach dem Tod seiner jungen Frau - lebte er als  Cowboy und als er erfuhr, dass der Leistungstest der Kavallerie  aus einem Tagesritt über 25 Meilen bestand, ritt Mr. President   persönlich 100 Meilen. Der Mann, der gern Goethe und  Voltaire im Original zitierte, hatte im Weißen Haus stets einen  Revolver am Gürtel. Nach acht Jahren konnte er das Weiße Haus an den von ihm  selbst ausgewählten Nachfolger Taft übergeben. Doch er über-  warf sich mit ihm und trat deshalb vier Jahre später noch  einmal als Präsident an. Um Gerüchte über eine schlechte  Konstitution zu zerstreuen, sagte er, er sei "gesund wie ein  Elchbulle" - und schon hieß die Partei "Bull Moose Party". Aber  das zersplitterte die republikanischen Wähler und das erste Mal  nach 52 Jahren, nur unterbrochen von Cleveland, wurde wieder  ein Demokrat zum Präsidenten gewählt: Woodrow Wilson. Als die USA 1917 in den Großen Krieg eintraten, wollte  der alte Haudegen doch tatsächlich wie weiland in Kuba  an der Spitze einer Abteilung Freiwilliger ins Feld ziehen.  Sein Nachnachfolger Wilson verweigerte ihm den  Wunsch. Roosevelt machte als Ex-  Präsident noch eine große Amazonas-Expedition. Die brachte  Brasilien zwar den Rio Roosevelt, Roosevelt selbst aber auch  gesundheitliche Schäden ein, von denen er sich nie erholte. Als  auch noch sein Sohn Quentin, der mit den Papierkügelchen, 1918  über Frankreich in einem Luftkampf getötet wurde, brach das das  Herz und den Lebenswillen des mittlerweile ergrauten  Roosevelts. Der Cowboy, Soldat und Elchbulle starb ein Jahr  später mit gerade einmal 60 Jahren.  Theodore Roosevelt 27. Oktober 1858 in New York, NY. Niederländisch Reformierte Kirche Rancher, Soldat New York 1880 Alice Hathaway Lee [1861 bis 1884] 1886 Edith Kermit Carow [1861 bis 1948] Alice Lee[1884-1980] Theodore Jr.[1887-1944] Kermit[1889-1943] Ethel Carow[1891-1977] Archibald Bulloch[1894-1979] Quentin [1897-1918] Republikaner 42 14. September 1901 4. März 1909 in Washington zwei 6. Januar 1919 in Oyster Bay, Long Island, NY. Young’s Memorial Cemetery, Oyster Bay, NY. Name: Geboren: Religion: Beruf: Bundesstaat: Ehefrau: Kinder: Partei: Alter bei Eid: Inauguration: Amtsabschied: Amtszeiten: Gestorben: Grab: Sowohl in New York wie in Washington gibt es ein Roosevelt Island. In Washington liegt die Insel im Potomac gegenüber dem Watergate-Hotel. In New York liegt sie im East River (gegenüber meiner Wohnung). Es hat nicht sollen sein. Die Bull Moose Party verschwand bald wieder (Photo aus dem Smitsonian-Museum). Lautsprecher: Roosevelt wusste weiß Gott, was Demut ist. Aber er konnte auch deutlich und laut werden. Eigentlich war er es in der Öffentlichkeit immer (mit freundlicher Unterstützung des Smitsonians). Da war der verdammte Cowboy doch im Weißen Haus: Roosevelts Rancherhosen (mit freundlicher Unterstützung des Smitsonians). Roosevelt war der erste Präsident, der vom Secret Service beschützt wurde. Der bestand aus reiferen Herren mit Melone und Revolver. Roosevelt war bei vielen außerordentlich beliebt. Die Plakette beweist es (mit freundlicher Unterstützung des Smitsonians). "Speak softly but carry a big stick" war die Devise des Mannes (mit freundlicher Unterstützung des Smitsonians). Schonung kannte der mann nicht. Roosevelt ließ nichts aus. Hart, aber auch diplomatisch: Theodore Roosevelt (Gemälde aus der National Portrait Gallery). Theodore Roosevelt und seine zweite Frau ruhen auf einem Friedhof auf Long Island. "Behalte die Sterne im Blick und die Füße auf dem Boden."