© Chris Melzer New York Mai 2010 A Glorious Burden The American Presidency 1977 bis 1981        Jimmy Carter 1924 Der Erdnussfarmer mit dem Kapitänspatent. Von  Jimmy Carter werden immer sein strahlendes  Lachen und die Sache mit den Erdnüssen in  Erinnerung bleiben. Doch tatsächlich hatte der  Abgänger von Annapolis, der Navy-Version von  Westpoint, eine glänzende Karriere bei der Marine hinter sich. Nach dem Dienst auf verschiedenen Schlacht- und  Erprobungsschiffen holte Admiral Hyman Rickover den  jungen und begabten Offizier zu der von ihm aufgebauten  Atom-U-Boot-Flotte. Carter studierte Kernphysik  und Ingenieurwesen. Er ist ein "Speed Reader"".  Er konnte in einer Minute 2000 Wörter erfassen -  dieser Beitrag hat 522. "Erfassen" ist ernst  gemeint, denn 95 Prozent des gelesenen hat er tatsächlich verarbeitet.  Doch nach dem frühen Tod seines Vaters verließ er die Marine, um  das Familiengeschäft zu retten - eben die Erdnussfarm. Seit einem  Unfall mit einer Entkörnungsmaschine für Baumwolle hat er einen  krummen Finger Übrigens hat Carter - der erste Präsident, der in  einem Krankenhaus zur Welt gekommen war - einen  deutschen Vorfahren, den Winzer Valentin Pressler  aus der Pfalz. Der hat noch einen anderen  Nachkommen in den USA: Elvis Presley. Aber er war  überzeugter Südstaatler. In Annapolis steckte er  einmal lieber Beschimpfungen und Schläge der  älteren Kadetten ein, als "Marching through Georgia"  zu singen, ein drastisches Kriegslied der Nordstaaten, das von der  planmäßigen Verwüstung Georgias im Bürgerkrieg handelt. Carter meldete 1969, wie andere an dem Tag  auch, ein UFO gesehen zu haben. Das schlug man  ihm ein Jahr später im Gouverneurswahlkampf  um die Ohren.) Doch er gewann, ganz  Südstaaten-Demokrat, in dem er Bilder seines  Konkurrenten im trauten Zusammensein mit  schwarzen Sportlern verteilen ließ. Doch als  Gouverneur von Georgia änderte er seine Ansicht  und trat als einer der ersten Südstaatenpolitiker gegen  Rassentrennung ein. Bei der Präsidentschaftswahl 1976 war er  ein Außenseiter, ja eine Notlösung. Aber  nach Watergate brauchten die Amerikaner  einen Außenseiter. Carter gewann gegen  Amtsinhaber Ford. Ein kleiner Skandal: Zur  Amtseinführung trug Rosalynn Carter,  genannt "the Steel Magnolia", ein Kleid, das  sie zuvor schon einmal getragen hatte. Als Präsident pochte Carter weltweit auf die Einhaltung der  Menschenrechte. Er vermittelte in Camp David zwischen  Ägypten und Israel und handelte SALT II  mit den Sowjets aus. Doch im Innern waren  die Amerikaner nicht nur durch eine  schwache Wirtschaft beunruhigt, sie suchten nach Watergate auch nach einem starken  Präsidenten. Das entsprach nicht Carters Stil. Immerhin war er  seit Hoover der erste Präsident ohne Krieg. Als dann auch noch die  Befreiung der Teheran-Geiseln misslang, haftete an Carter das  Etikett des Verlierers. Und er verlor gegen Ronald Reagan.  Von Jimmy Carter war bekannt, dass er gern ein gutes Bier  trank. Also brachte eine Brauerei eine neue Marke heraus  und wollte sie irgendwie mit Carter in Verbindung bringen.  Die Lösung: Billy Carter, des Präsidenten jüngerer Bruder.  Auf jeder Dose war seine Unterschrift  und ein kurzer Text. Auszug: "Dieses  Bier ist das beste Bier, das ich je  gekostet habe. Und ich habe eine Menge gekostet." Die Marke gibt es nicht mehr, aber Sammler zahlen für eine Dose richtig  Geld. Vielleicht auch, weil es zweimal bei den "Simpsons"  auftrat, jeweils als Symbol für längst vergangenes. Umstritten ist Carters Einstellung zum  Nahostkonflikt. Da hat er den Israelis einmal  vorgeworfen, die Palästinenser so zu behandeln wie  die Nazis die Juden - trotz des auffälligen Fehlens von  Vernichtungslagern in Israel. Als Alder statesman war  und ist Carter dennoch hochgefragt, auch jetzt noch  mit über 90. Dafür bekam er 2002 den Friedensnobelpreis.  James Earl Carter 1. Oktober 1924 in Plains, Georgia Southern Baptist Marineoffizier, Farmer Georgia 1946 Eleanor Rosalynn Smith [1928] John William (Jack)[1947] James Earl III (Chip) [1950] Donnel Jeffrey [1952] Amy Lynn [1967] Demokraten 52 20. Januar 1977 in Washington 20. Januar 1981 in Washington Eine Lebt in Plains, Georgia Name: Geboren: Religion: Beruf: Bundesstaat: Ehefrau: Kinder: Partei: Alter bei Eid: Inauguration: Amtsabschied: Amtszeiten: Heute: Er ist der einzige Sohn Georgias, der es ins Weiße Haus schaffte. Vor dem Capitol in Atlanta steht Carter deshalb in Bronze. Keiner der ganz großen Präsidenten, aber ein aufrichtiger Mann, der sich oft bewiesen hat. Der erste Präsident aus dem tiefen Süden seit dem Bürgerkrieg: Amtseinführung 1977. Die Liste der amerikanischen Präsidenten mit Friedensnobelpreis ist lang. Der erste war 1906 Theodore Roosevelt, der vorerst letzte 2009 Barack Obama. 1924: Calvin Coolidge ist im Weißen Haus und in Plains, Georgia, wird ein Knabe geboren. Mna muss nicht darauf hinweisen, welcher Schüler Jimmy ist. Wer es dennoch nicht sieht: Hintere Reihe halblinks. Als wären sie einem Broadway-Musical entsprungen: Hochzeitsphoto der Carters. Die Nuss bestimmt sein Leben: Die Carters sind seit Generationen Erdnussfarmer. Nicht wenige fragten "Jimmy who?!?". Carter musste sich erst einmal bekanntmachen. Wenn ihn schon die ganze Welt als Erdnussfarmer verspottet, soll es sich wenigstens lohnen: Devotionalien in der Carter Library in Atlanta. Wer im Jahr 200 der USA gewählt werden will, der muss schon etwas patriotisch sein. Das Bild stelle man sich einmal mit Obama vor. Der Amtsinhaber ist so urbanisiert, wie es Carter nie war. Man muss schon genauer hinschauen, woraus da der Präsident gemacht ist. Es sind Züge, Schiffe und Hochhäuser, eben die USA. Katholiken sind die Carters nicht, sie sind Baptisten, nicht Papisten. Mutter und Tochter: Als Carter ins Weiße Haus einzog, war seine Tochter neun. Da sitzt er nun und kann nicht anders: Carter in Ton. Hochoffiziell: Carters Portrait in der National Portrait Gallery in Washington.