© Chris Melzer New York Mai 2010 A Glorious Burden The American Presidency 1981 bis 1989        Ronald Reagan 1911 bis 2004 Zwei Superlative: Der älteste Präsident, den die USA je hatten  (Reagan war zur Amtseinführung fast 70). Und der erste  Präsident, der geschieden war. Auch Reagan stammte aus  ärmlichen Verhältnissen. Wir erinnern uns: Die ersten  Präsidenten wurden in den Stadtvillen oder den Gutshäusern  auf den Plantagen ihrer Eltern geboren. Dann kamen die  Blockhütten-Präsidenten, angefangen bei Jackson über Lincoln bis Garfield, deren Geburt im Holzhaus im Hinterland  gleichsam Ausweis ihrer einfachen Herkunft außerhalb der  Eliten war. Carter, dessen Präsidentschaft gerade 30 Jahre her  ist und der noch lebt, war der erste Präsident, der in einem  Krankenhaus zur Welt kam. Sein Nachfolger am wurde am 6. Februar 1911 in  gemietetem Apartment über einer Bäckerei in Tampico, Illinois, geboren.  Als Junge sammelte der später ebenso zähe  Westerndarsteller wie Politiker Vogeleier und Schmetter-  linge. Er arbeitete sechs oder sieben Sommer als Rettungs-  schwimmer und rettete, nach eigenem Bekunden, 77  Menschen vor dem Ertrinken. Er verdiente sich auch zehn  Dollar, indem er ein Gebiss vom Grund des Rock River in  seinem Heimatstaat Illinois ertauchte. Im Schuljahrbuch  von 1928, da wird er übrigens "Donald" geheißen, steht  schon der Satz, der ihn als Lebensmotto neun Jahrzehnte  begleitete: "Das Leben ist nur ein großes schönes Lied. Als  stimmt die Musik an." Sein Studium finanzierte er durch Gelegenheitsjobs. Er war ein  begnadeter Sportkommentator . Weil Kentucky Club, ein Tabak,  zu den Sponsoren der Sendung gehörte, wurde er mit Pfeife  photographiert und galt als bekannter Pfeifenraucher - dabei war  er sein Leben Nichtraucher. Über das Radio kam er zum  Fernsehen und schließlich zum Film. In mehr als 50 Filmen  spielte er mit, die meisten waren erfolgreich, aber nicht gerade  hochklassig. Zu der Zeit lernte er auch seine zweite Frau Nancy  kennen. Ein paar Jahre war er Präsident der Schauspielergewerk-  schaft. In die harte Politik kam er aber erst spät.  Reagan neigte erst den Demokraten zu. Er hatte 1932 zum ersten mal gewählt,  nämlich Roosevelt. Er entschied sich dann aber für die Republikaner. 1966 wurde  er zum Gouverneur von Kalifornien gewählt und verhalf dem Obststaat zu einem  erheblichen wirtschaftlichen Aufschwung. Zehn Jahre später scheiterte er noch an  Gerald Ford, doch 1980 wurde er Kandidat der Republikaner und besiegte Carter.  Die Wirtschaft war darüber so optimistisch, dass der Dollar emporschnellte und  die Aktienkurse stiegen. Reagan machte eine sehr wirtschaftsfreundliche Politik  und senkte die Steuern. Nancy Reagan legte viel Wert auf Äußerlichkeiten. Das  brachte sie oft in die Schlagzeilen, etwa als sie 220 Platzsets aus Porzellan für den  Preis von 209 508 Dollar bestellte.  Auch wenn seine linken Gegenspieler es dem  Konservativen nie zugetraut hätten: Reagan ernannte mit  Sandra Day O´Connor die erste Frau für den höchsten  Gerichtshof. Zwei Jahrhunderte musste der Supreme Court  werden, bevor eine Frau in das klassizistische Gebäude  einzog. Da saß der erste Schwarze, Thurgood Marshall,  schon 14 Jahre in der First Street Northeast in Washington. Er war beliebt. Dennoch wurde er kurz nach Amtsantritt bei einem Attentat  schwer verletzt, allerdings nicht von einem enttäuschten Wähler, sondern von  einem Gestörten. Die letzten Worte, bevor Reagan ins Koma fiel, sagte er zu den  Ärzten: "Bitte sagen Sie mir, dass Sie Republikaner sind."  Reagan überlebte und brach nach 140 Jahren und sieben toten  Präsidenten den Fluch des Tecumseh. Der Mann war einfach  nicht totzukriegen. Auch der Osten hatte ihn als Ex-  Schauspieler mit Hollywood-Lächeln verspottet - und  unterschätzt. Reagan zeigte sich hart, aber verhandlungsbereit.  Nach der Moskauer Gerontokratie fand er in Gorbatschow  einen Partner und gemeinsam beendeten sie den Kalten Krieg.  Dabei ist klar, dass Reagan und mit ihm Papst Johannes Paul  II. nicht nur als Teilnehmer, sondern als Sieger dieses Kapitel  beendeten. Als Reagan 2004 nach langer Alzheimererkrankung starb, war es Michail Gorbatschow, der die Fahne über dem Sarg glattstrich.  Seine Anhänger lassen in ihrer Verehrung nicht nach. als 1995 Münzsammler  gefragt wurden, wen sie gern auf einer Münze sehen würden, kam Reagan auf  Platz eins. Im Jahr 2010 gab es wieder den Versuch, ihn auf den 50-Dollar-Schein  zu bringen. Bislang erfolglos, noch erscheint dort Ulysses Grant. Ronald Wilson Reagan 6. Februar 1911 in Tampico, Illinois Disciples of Christ (Christian Church) Schauspieler, Sportmoderator Kalifornien 1940 bis 1948 Jane Wyman [1917 bis 2007] 1952 Nancy Davis geboren 1921] Maureen Elizabeth [1941-2001] Christina [1947- 1947] Michael Edward [1945, adoptiert]  Patricia Ann [1952] Ronald Prescott [1958] Republikaner 69 20. Januar 1981 in Washington 20. Januar 1989 in Washington zwei 5. Juni 2004 in Los Angeles, CA. Reagan Presidential Library, Simi Valley Name: Geboren: Religion: Beruf: Bundesstaat: Ehefrau: Kinder: Partei: Alter bei Eid: Inauguration: Amtsabschied: Amtszeiten: Gestorben: Grab: Nach nur vier jahren sind die Republikaner zurück. Und der neue zeigt mit Hut, aus welchem Holz er ist. Angeblich, so wird berichtet, sieht Nancy den Geist ihres toten Mannes. Die größte Aufregung dürfte das in der Parteizentrale der Demokraten verursacht haben. Da war er noch "der Schauspieler": Nancy und Ronald Reagan vor dem Amtseinführungsball am 20. Januar 1981. So ganz nett war es nicht vom Smithsonian, die Kleider der Amtseinführungsbälle von Nancy Reagan und Barbara Bush nebeneinander auszustellen. Barbara war 1989 doch um einiges fülliger als Nancy 1981. Gewinnertyp: Dass der Kalte Krieg gewonnen wurde, ist zum großen Teil Reagan zu verdanken. Nein, besonders sozial war Reagan nicht. Das heißt, aus seiner Sicht schon: Sozial sein heißt, jedem die Möglichkeit zu geben, sich sein Glück zu erarbeiten.