© Chris Melzer New York Mai 2010 A Glorious Burden The American Presidency 2001 bis 2009        George Bush Sohn 1946 Großvater Senator, Vater Präsident, Bruder Gouverneur -  die Bushs sind in der Tat eine amerikanische Dynastie.  Sind es die republikanischen Kennedys? Ohne Alkohol und  Sex, dafür auch nicht so geliebt und so gehasst wie die  demokratischen Nachbarn in Neuengland? Das heißt, das  mit dem Hass hat der jüngere wahrscheinlich  hinbekommen. Und Alkoholeskapaden hatte er ja auch. Er  wurde sogar betrunken am Steuer erwischt, musste sich  einer Entziehungskur entziehen und wurde ein  tiefreligiöser Mensch. Mag das Respekt verdienen, wuchs George als ältestes der  sechs Bush-Kinder - eine Schwester starb mit drei Jahren  an Leukämie - sehr behütet in Houston auf. Er besuchte die elitäre Yale-  Universität, heiratete die Lehrerin Laura Welch (die  auch als junge Frau Probleme mit Autos hatte: Sie  überfuhr als 17-Jährige ein Stoppschild und tötete  einen gleichaltrigen Mitschüler) und brachte es in der  Air National Guard als Pilot zum Leutnant und  Staffelführer. Doch da fangen die Probleme an: Weil die Air  National Guard praktisch nur im Inland eingesetzt  wird, sah sich Bush mit dem Vorwurf konfrontiert, er sei in der Zeit des  Vietnamkriegs ein "draft dodger", ein Drückeberger, gewesen. Zudem soll er als  Soldat nicht vorbildlich gewesen sein.  Auch als Unternehmer war er nicht besonders erfolgreich.  Wohlmeinende verweisen zwar auf Pech: Bush habe  ausgerechnet immer dann auf der Kippe gestanden, nämlich  Ende der Siebziger und Mitte der Achtziger, als der Ölpreis  einbrach. Doch wird man den Verdacht nicht los, dass nach  den neuenglischen, gemäßigt protestantisch aber fast  calvinisch fleißigen Prescott und George Bush der Enkel nun "ein Sohn" war, der mehr von der Substanz als vom Aufbau  des Familienvermögens lebte. Immerhin gelang es ihm  1994, in der demokratischen Hochburg Texas die sich sicher wähnende  Gouverneurin Ann Richards abzulösen. Und 2000 der zweite Coup. Al Gore war bekannt,  weitgehend beliebt und konnte auf acht erfolgreiche Jahre  mit Clinton vertrauen. Dennoch verlor er die Wahl. Das  Ergebnis war knapp, aber nicht das knappste in der  amerikanischen Geschichte. Auch wenn letztlich der oberste  Gerichtshof entscheiden musste, ist an Wahl und  Entscheidung nichts auszusetzen. Demokratie ist auch,  Demokratie ist gerade, wenn nur ein paar Stimmen  entscheiden. Als Präsident war Bush ähnlich tätig wie als Unternehmer:  Er machte nicht viel falsch, aber auch nicht viel richtig. Im Weißen Haus reagierte  man mit Erstaunen, dass Mr. President rechtzeitig Feierabend machte und auch  am Wochenende für die Familie und nicht für das Amt da war.  Zwar war die meiste Kritik in der Anfangszeit ungerecht und  oft von geradezu erbärmlicher Infamie gekennzeichnet.  Doch Bush hat den Vereinigten Staaten und ihrer Idee einen  katastrophalen Dienst erwiesen. Mit Guantánamo hat er die  Werte der Verfassung verletzt und mit dem dritten Irakkrieg  nicht nur die USA in ein Argumentationsloch gestürzt,  sondern sie auch über Jahre handlungsunfähig gemacht.  Putin hat seine Zurückdrängung des Rechtsstaates im  Inneren und seine imperialistische Politik gegenüber dem  "nahen Ausland" auch deshalb umsetzen können, weil die  USA durch den Einsatz im Irak gelähmt sind.  George Walker Bush 6. Juli 1946 in New Haven, Connecticut Methodist Ölmanager, Sportmanager Texas 1977 Laura Welch [geboren 1946] Jenna Welch, Barbara Pierce [Zwillinge, 1981] Republikaner 54 20. Januar 2001 in Washington 20. Januar 2009 in Washington zwei Lebt auf der Crawford Ranch in Texas Name: Geboren: Religion: Beruf: Bundesstaat: Ehefrau: Kinder: Partei: Alter bei Eid: Inauguration: Amtsabschied: Amtszeiten: Leben Bush junior war alles in die Wiege gelegt. Er hatte alle Chancen und hat einige von ihnen genutzt. So recht präsidial sieht der Sohn da noch nicht aus. Die Klasse desVaters hat er auch nie erreicht. Das miserabel photographierte Bild zeigt einen Anstecker, wie er zu Bushs Amtseinführung im Januar 2001 getragen wurde. Der Black-Tie-and-Boots-Ball am Vorabend der Amtseinführung ist mittlerweile eine Washingtoner Tradition. Bush trug 2001 neben schwarzem Schlips die Stiefel, die schon das Präsidentenwappen zierte. Auch wenn ihm die Wiederwahl gelang: George W. Bush gehört nicht zu den großen Präsidenten der USA. Der Vater im Anzug, stehend und offiziell im Büro. Der Sohn sitzend mit offenen Hemd auf einer Couch. Die Bildsprache ist manchmal mächtig