© Chris Melzer New York Mai 2010 A Glorious Burden The American Presidency 1913 bis 1921   Woodrow Wilson 1856 bis 1924 Zuweilen sind die amerikanischen Präsidenten  höchst ambivalente Personen, zum Beispiel  der Sklaven besitzende Menschenbefreier  Thomas Jefferson oder auch Harry Truman  und seine Haltung zu Juden. Auch Woodrow  Wilson ist solch ein Mensch, der den Völker-  bund initiierte, sein Land für die Demokratie  in den Ersten Weltkrieg führte, später das  Selbstbestimmungsrecht der Völker über alles  setzte - und doch für eine scharfe Rassentren-  nung eintrat. Damals galt in den USA noch das Prinzip "separate but equal" -  demnach verstößt eine Rassentrennung nicht gegen die Verfassung, solange es  keine Rassenbenachteiligung ist. Dass dennoch die Schulen, Arbeitsplätze und  Busse für "colored people" schlechter waren, überrascht nicht. Der Politikprofessor war ein Spätstarter.  Stallgeruch hatte er nicht, als er 1912 gegen den  amtierenden, Taft, und einen Ex-Präsidenten,  Roosevelt, antrat. Doch dank deren Streit zog  Wilson ins Weiße Haus ein. Auch von Wilson ist  ein Zitat über die Fährnisse des Amtes überliefert.  Wer es ausüben wolle brauche "die Kondition  eines Athleten, die Geduld einer Mutter und die  Leidensfähigkeit der ersten Christen". Nach seiner Wiederwahl führte er die  USA in den Krieg gegen die  Mittelmächte. Und gewann bekannter- maßen. Die USA mussten 143 Jahre alt werden, bevor der erste Präsident den  Atlantik überquerte. An Bord der "SS  George Washington" reiste Wilson  1919 zu den Friedensgesprächen in die  Pariser Vororte. Dort sorgte er sich um eine gerechte  Behandlung der Völker. Dabei war er nicht selten naiv. Die  rachsüchtigen Engländer und vor allem Franzosen drängten den Mann, der für  sie den Krieg gewonnen hatte, in Versailles an die Seite. Und die Italiener legten  Wilson Karten mit italisierten Namen vor: Aus dem österreichischen Burg Tirol  wurde so Castel Tirolo - und die Italiener bekamen auf diese Weise Südtirol  "zurück". Die Italiener nannten das den "Sacro egoismo", den geheiligten  Egoismus. Andere Länder hatten dafür keinen Namen, die entsprechende  Politik aber sehr wohl Wilsons Tragik war, dass der eigene Kongress den Beitritt  zum von ihm initiierten Völkerbund ablehnte. Der  Friedensnobelpreis 1919 mag kein Trost gewesen sein, zumal  er einen schweren Schlaganfall erlitten hatte und die  Amtsgeschäfte nicht mehr führen konnte. Das tat seine zweite  Frau Edith Bolling Wilson, die ihren Stammbaum auf eine  berühmte "Prinzessin" zurückführte. Von Pocahontas  höchstselbst solle sie abstammen. Edith entschied, wer zum Präsidenten vorgelassen  wurde und sie war es auch, dem byzantinischen  Hofvorhangzieher nicht unähnlich, die den Willen  des Präsidenten artikulierte. Mancher Historiker  meint, dass Edith Wilson die erste Präsidentin der  USA war - wenn auch nicht offiziell. Thomas Woodrow Wilson 28. Dezember 1856 in Staunton, Virginia Presbyterianer Jurist, Professor New Jersey 1885 Ellen Louise Axson [1860 bis 1914] 1915 Edith Bolling Galt [1872 bis 1961] Margaret Woodrow [1886-1944] Jessie Woo- drow [1887-1933] Eleanor Randolph [1889-1967] Demokraten 56 4. März 1913 in Washington 4. März 1921 in Washington zwei 3. Februar 1924 in Washington National Cathedral in Washington Name: Geboren: Religion: Beruf: Bundesstaat: Ehefrau: Kinder: Partei: Alter bei Eid: Inauguration: Amtsabschied: Amtszeiten: Gestorben: Grab: Da sieht der Secret Service schon agiler aus: Woodrow Wilson mit Leibwächtern. Wilson hatte edle Ziele. aber zuweilen fehlt ihm dafür die Kraft. Ein ambivalenter Präsident: Völkerrecht und Arpartheid schlossen sich für ihn nicht aus. Augusta in Georgia ist auf drei Dinge stolz: Auf seinen Golfplatzt (übrigens auch anch einem Präsidenten benannt, siehe 1953), James Brown und Woodrow Wilson. Im Gegensatz zu der Soullegende wurde Wilson hier zwar nicht geboren. Aber das Haus, in dem er s Nur drei Präsidenten ruhen in Washington: Taft und Kennedy in Arlington (was eigentlich schon Virginia ist), Wilson in der National Cathedral. Das Land, das den Völkerbund initiierte war bei dem UNO-Vorläufer nicht dabei - Die USA machten nicht mit (Photo aus dem Smithsonian). Geduld konnte Herr Professor hier üben: Wilsons Schachspielt (steht im Smithsonian-Museum).